Erfolgstrainer bleibt in Neckarelz

Sportlicher Aufschwung soll gemeinsam fortgeführt werden

Es sind nun schon fünf Jahre vergangen seit der A-lizensierte Handballtrainer Jerko Pejic seine Heimat verlassen hat und sich im Elz- Mündungsraum neu verwurzelt hat.

In dieser Zeit hat er den Handball der PiranHAs revolutioniert. Während es in den Jahren vor seinem Amtsantritt nur darum ging die höchste Klasse auf Bezirksebene zu halten, zählt man nun zu den heißesten Anwärtern um den Topfavoriten. Besonders erinnert man sich an den sensationellen Aufstieg 2018. Dabei wurde in vier Relegationsspielen in vollbesetzten Hallen ein wahres Handballfest gefeiert.

Auch in der Landesliga konnte dem Publikum ein schöner Handball geboten werden. Der Klassenerhalt war aufgrund von Verletzungspech aber leider nicht machbar. Wer den Aufstiegskampf der Bezirksliga Heilbronn-Franken in den letzten Jahren beobachtet hat, sieht die schwarz gelben PiranHAs als einen der heißesten Anwärter auf den Wiederaufstieg.

Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen der Handballabteilung mit ihrem Herrentrainer über eine weitere langjährige Zusammenarbeit geeinigt. Der bereits eingeschlagene Weg in Richtung überregionale Ligen soll dabei weiterhin verfolgt werden. In der Vorstandschaft freut man sich auch über das Interesse ihres Herrentrainers an den Jugendmannschaften. Er beobachtet die Jugendlichen immer wieder in Training und Spiel und steht den JungpiranHAs mit guten Tipps zur Seite.

Nach bisher 13 Monaten ohne Pflichtspiel weiß keiner wo die Mannschaft aktuell steht. Daher will der PiranHAsdompteur auch noch keine konkreten Ziele für die kommende Saison aussprechen. Für den Wiedereinstieg in das Mannschaftstraining hat er jedoch klare Pläne. Wie bereits im vergangenen Sommer soll an neuen Abwehrformationen gearbeitet werden. „Obwohl wir damals nur etwa einen Monat Zeit hatten, bin ich mit den neuen Abwehrformationen sehr zufrieden. Die Spieler konnten es bereits in den wenigen Trainingseinheiten gut umsetzen. Wenn wir dafür noch etwas mehr Zeit bekommen, werden wir für jeden Gegner sehr schwer zu überwinden sein.“ Verrät Pejic und weiß auch, wo es noch Verbesserungspotential in seiner Mannschaft gibt. Aus diesem Grund wird schwerpunktmäßig ein intensives Konditionstraining auf die Herrenmannschaft zukommen. Gerüchten zu Folge bereiten sich die Spieler auch schon eigenständig darauf vor. Falls jemand einen laufenden PiranHA am Neckarufer beobachtet, freut sich der Trainer über Bestätigung.

Trotz aller Ungewissheit blickt Pejic optimistisch auf den Wiedereinstieg. Der zur Verfügung stehende Kader ist ebenfalls vielversprechend. Die langzeitverletzten Rückraumspieler R. Liegler, R. Filipovic und L. Halder werden wahrscheinlich allesamt bis Saisonstart wieder voll zur Verfügung stehen. Die drei Rückraumspieler standen inzwischen seit über zwei Jahren nichtmehr gemeinsam auf der Platte. Zudem haben sich die bereits integrierten Nachwuchstalente hoffentlich körperlich weiterentwickelt. Auch der ein oder andere U21 Spieler hat das Zeug sich zu einem Führungsspieler zu entwickeln. Abgänge gibt es dagegen keine zu verkünden. Der Kadersituation fügt Pejic schmunzelt hinzu, er suche noch nach punktueller Verstärkung, um den Konkurrenzkampf im Team weiter anzustreben.

Seit Amtsantritt des Neckarelzer Spielleiters 2016 haben sich die Gesichter der ersten Herrenmannschaft kaum verändert. Dem Publikum in der Pattberghalle wird dagegen ein völlig neues Spiel geboten. An den klaren und geduldigen Angriffsaktionen ist die Handschrift des Aufstiegstrainers zu lesen. Doch was macht den 44-jährigen zu einem so außergewöhnlichen Trainer? Es lässt sich in wenigen Worten erklären. Sein gesamtes Leben beschäftigte er sich tagtäglich mit Handball. Auch wenn der Ball in der Pattberghalle ruht, beschäftigt er sich täglich mit Handball. Von den Top drei Ligen Europas lässt er sich kaum ein Spiel entgehen – als positiven Nebeneffekt kann er so die Fernsehzeiten seiner Töchter erfolgreich einschränken. Die dabei erlernte Theorie setzt der Handballfachmann anschließend auf dem Spielfeld umsetzen bzw. lässt es umsetzen. Der großgewachsene Kroate hat nicht nur beste körperliche Vorrausetzung, sondern versteht auch das Spiel. Dieses großartige Talent wurde ein seinem Heimatland auch früh erkannt, weshalb er als 15-jähriger für die kroatische Jugendnationalmannschaft berufen wurde. Das kroatische Trikot durfte er sich seitdem auch dauerhaft überziehen, bis er mit 21 Jahren auf dem Sprung in die A- Nationalmannschaft stand. Dieser Traum zerplatze jedoch wie eine Seifenblase, man könnte auch sagen, wie eine Sehne an der Schulter seines Wurfarms. Den Berichten langjähriger Weggefährten zufolge wäre ihm eine große Karriere bevorgestanden. Auch wenn seine Wurfgewalt nicht mehr vollständig zurückkam, sah man ihn nach einigen handballfreien Jahre wieder auf dem Feld. Seine Spielweise hat sich deutlich verändert, spielte er seitdem viel mit dem Auge und konzentrierte sich beim Torwurf mehr auf die Bewegung von Abwehr und Torhüter. So erlebte er bei RK Đakovo 2006 seinen sportlichen Höhepunkt. Trotz Schmerzen in der Schulter wurde er dritter in der Torschützenliste der ersten kroatischen Liga. Mehr Tore als er warfen nur die beiden heute noch aktiven Topstars Ivan Čupić (aktuell RK Vardar Skopje, 2010-2020 Rhein Neckar-Löwen) und Zlatko Horvat (aktuell HC Metalurg Skopje). Nicht weniger bekannt sind seine damaligen Teamkollegen mit dem ehemaligen Welthandballer Domagoj Duvnjak (THW Kiel) und Marko Kopljar (Füchse Berlin). Auch heute noch pflegt Pejic den Kontakt zu eben genannten sowie zu vielen weiteren kroatischen Topspielern. Natürlich hofft man irgendwann eine berühmte Handballgröße zu einem Heimspiel in der Pattberghalle begrüßen zu können. Dieser Kontaktfreudigkeit ist es auch zu verdanken, dass R. Filipovic den Weg in die Pattberghalle gefunden hat.

Wie es den zweifachen Familienvater an die Elz und den Neckar getrieben hat, wissen die Handballinteressierten der Region bereits. Nachdem er nach seiner schweren Verletzung in bekannten Vereinen aus der Heilbronner Umgebung wieder zum Handball gefunden hat, konnte er die gewonnenen Freundschaften nutzen, um seine neue Handballliebe zu finden. Als seine Familie nach einem Jahr nachkam, stand einem langjährigen Engagement als Neckarelzer Herrentrainer nichts mehr im Wege. In seinem Heimatort arbeitete der Coach neben dem Handballgeschäft in seiner eigenen Obstlandschaft. Mit seinem selbstgebrannten Schnaps konnte er sich ein weiteres gutes Taschengeld verdienen. Aus seiner neuen Wahlheimat verwaltet er nun die mehrere Hektar großen Obstgärten. Auch die ein oder andere Flasche auf birnen- und zwetschgenbasierten Spirituose hat die über 1.000 km weite Fahrtstrecke bis in die Pattberghalle bereits auf sich genommen.

Nicht nur für den Herrentrainer ist die Sehnsucht nach Handball im Amateursport größer denn je. Man hofft besonders, dass nach der Pandemie wieder viele Jugendliche und Kinder den Weg in die Pattberghalle finden und auf der Tribüne wieder die gewohnte Menschenansammlung an den Heimspieltagen erwartet werden können.